Wann ist Wissenschaft nationalsozialistisch? Die Universität Tübingen nach der „Machtergreifung“

Beschreibung
Referenten: PD Dr. Henning Tümmers und Bastian Wade
Im Sommersemester 1933 stimmten Tübinger Professoren mit einer Ringvorlesung die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden auf die „Zeitenwende“ ein, die sich mit Hitlers „Machtergreifung“ kurz zuvor vollzogen hatte. Euphorie und Aufbruchsstimmung dominierten innerhalb der Universität, und veränderte institutionelle Rahmenbedingungen schienen neue Forschungsperspektiven und Forschungsmöglichkeiten zu eröffnen. In zeithistorischen Studien und im öffentlichen Diskurs über das „Dritte Reich“ wird in diesem Zusammenhang gelegentlich auch darauf verwiesen, dass Wissenschaft von nun an dezidiert „nationalsozialistisch“ betrieben worden sei. Was genau aber soll sich hinter diesem Attribut verbergen?
Welche Forschungsparadigmen und -modelle, Denkfiguren und Methoden können „nationalsozialistisch“ gelesen werden? Kurzum: Was unterscheidet diese „NS-Wissenschaft“ von einer Wissenschaft ohne „NS“?
Der Vortrag greift diese Fragen auf, wobei er auf die historische Zäsur des Jahres 1933 fokussiert und am Beispiel der Tübinger Uni-Medizin Entwicklungsprozesse dieser Disziplin nach Hitlers „Machtergreifung“ diskutiert: Hält diesbezüglich das Narrativ eines Paradigmenwechsels im Januar 1933 Stand oder gilt es, mit Blick auf die medizinische Wissenschaft, den Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft zeitlich neu zu verorten?
Eintritt frei.
Veranstalter: Arbeitskreis Universität Tübingen im Nationalsozialismus