Anpassungen der jüdischen Familien an die christliche Mehrheitsgesellschaft
Die zunehmende Verwendung der deutschen Sprache nicht nur als Umgangssprache sondern auch als Schriftsprache im 19. Jahrhundert zeigt, wie sich die jüdischen Familien der christlichen Mehrheitsgesellschaft in vielen Bereichen anglichen. Sogar auf den Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof treten vermehrt deutsche Inschriften auf. Neben den gesetzlich verordneten deutschen Familiennamen werden auch typisch „deutsche“ Vornamen jüdischen Kindern gegeben.
Arbeitsblatt 4 schickt Schülerinnen und Schüler in der Ausstellung in der Baisinger Syngoge auf Spurensuche, wo sich die deutsche Schrift und „deutsche“ Namen finden lassen. Sogar die Megillat Baisingen, die über die Pogrome von 1948 erzählt, ist auf deutsch verfasst, wenn sie auch in hebräischen Buchstaben geschrieben wurde.
Die jüdische Schule in Baisingen
Ab 1836 regelte ein neues Gesetz für Volksschulen in Württemberg den Unterricht jüdischer Kinder neu. Wenn eine jüdische Gemeinde mehr als 60 Familien umfasste, konnte sie eine staatlich finanzierte Konfessionsschule einrichten lassen. Lag die Zahl der Familien darunter – wie in Baisingen – konnte die jüdische Gemeinde eine freiwillige Konfessionsschule auf eigene Kosten führen, die aber auch staatlich kontrolliert wurde.
Arbeitsblatt 5 fordert dazu auf, die Schulverhältnisse in jüdischen Gemeinden am Beispiel Baisingen vor dem neuen Volksschulgesetz und nach dessen Einführung zu vergleichen. Schülerinnen und Schüler können sich mit der Bedeutung der „allgemeinen Schulpflicht“ für moderne Gesellschaften beschäftigen. Auch das Recht auf besondere Bildungsinhalte von Minderheiten kann angesprochen werden.
Das Zusammenleben von Christen und Juden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert
Die Ausstellung in der Synagoge in Baisingen gibt viele Hinweise über das Verhältnis von Christen und Juden im Dorf.
Arbeitsblatt 6 stellt die Aufgabe, in der Ausstellung Beispiele zu suchen, wie die Christen und Juden in Baisingen miteinander umgegangen sind.
Es fordert Schülerinnen und Schüler auch auf, eigene Einschätzungen/Bewertungen abzugeben, inwiefern die Ausstellung in der Synagogen ausreicht, antisemitische Entwicklungen in der Gesellschaft bis 1933 bzw. 1945 zu erklären. Diese Fragestellung kann auch anregen, zusätzliche Informationsquellen, z.B. das Buch „Nationalsozialismus im Landkreis Tübingen. Eine Heimatkunde“ für weitere Forschungen heranzuziehen.