Dauerausstellung

Dauerausstellung im Museum KZ Bisingen Geschichte des KZ und Ölschieferwerks Bisingen

Seit 2019 | Bisingen

Die Gedenkstätten in Bisingen erinnern an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und bieten darüber hinaus Anknüpfungspunkte für aktuelle Fragestellungen.

Ausstellungsdetails

  • Öffnungszeiten

    Sonntags von 14 bis 17 Uhr
  • Eintritt

    Einritt freiFür Besuchergruppen ist das Museum auf Anfrage zugänglich.
  • Führungen

    Auf AnfrageAußerhalb der Öffnungszeiten sind geführte Museumsbesuche auf Anfrage jederzeit möglich.
  • Barrierefreiheit

Adresse

Museum KZ Bisingen

Kirchgasse 15 72406 Steinhofen
48.3095066°, 8.9185909° (GPS) Anfahrt (Google Maps)

Über diese Dauerausstellung

Wenn man das 2019 neu eröffnete Museum betritt, öffnet sich ein großer Raum. Man sieht eine Projektion an jeder Wand: An der Hauptwand: eine Reihe von Fragen, die einen Besucher nach Bisingen führen könnten: Warum gab es in Bisingen ein Konzentrationslager? Wie lange gab es das Lager in Bisingen schon? Wer war dort? Wie viele der Insassen sind gestorben? Wurden die Täter bestraft? Wusste die Bevölkerung von Bisingen davon? Wie haben sie sich gefühlt?

Die Antworten werden links von dieser Hauptprojektion auf drei Bildschirmen gegeben, die abwechselnd Originalbilder und eindeutige Fakten zeigen.

Auf der rechten Seite sind zwei sehr große Luftaufnahmen von Bisingen zu sehen, eine von 1945 und eine von 2016 zum Vergleich: Wo befand sich das Lager, wo war der Arbeitsplatz der Häftlinge, wie weit war das Dorf vom Lager entfernt, welche Gebäude sich noch an derselben Stelle befinden (z. B. der Bahnhof) – eine Anordnung, die das Lagers auch in den heutigen Strukturen zeigt.

Im erste Themenraum, dem Häftlingsraum – erfährt man die Geschichte von Isak Wasserstein, einem der mehr als 4.000 Insassen, die in Bisingen gefangen gehalten wurden. Isak Wasserstein überlebte nicht nur das Ghetto in seiner Heimatstadt Warschau, sondern auch neun weitere Konzentrationslager (u. a. Majdanek und Auschwitz).

Insgesamt werden mehr als 30 Videos der Shao-Foundation auf einem Video-Touchscreen präsentiert, der sich in der Mitte des Raums befindet. Die Videos sind in der Regel auf Englisch, einige auf Französisch und auf Hebräisch – alle Videos sind auf Deutsch untertitelt. Auf Stelen können die Besucher etwas über das Leben eines Häftlings im Lager lesen.

Im nächsten Raum wird gezeigt: Es gab kein Öl, zumindest nicht in ausreichenden Mengen in Bisingen. Hier kann sich der Besucher über das Industrieprojekt informieren, das die Lager des sogenannten „Unternehmens Wüste“ auslöste. Auf einem großen Touchscreen kann man durch viele Luftaufnahmen, historische Ansichten und Hintergrundinformationen über das wahnwitzige Projekt navigieren, um Öl aus dem Schiefer zu gewinnen.

Raum der Täter. Hier trifft man auf die Verantwortlichen für die Verbrechen, die Sklavenarbeit und die Opfer des Lagers Bisingen. Man lernt die Biografie zweier leitender Beamter des Lagers kennen und kann sich ein Video über einen der Mitarbeiter ansehen, der rückblickend die Geschichte erzählt, „wo er einen Insassen töten musste“ – eine Perspektive, die unglaublich irritierend ist.

Im nächsten Raum wird das komplexe Thema der Zuschauer diskutiert. Einige der Einwohner von Bisingen profitierten vom Lager, einige Kinder tauschten Lebensmittel gegen handgefertigtes Holzspielzeug ein, andere schauten einfach nur zu – alle 2.500 Einwohner wussten Bescheid. Die Häftlinge gingen täglich durch das Dorf, einige mussten bei örtlichen Projekten helfen, einige arbeiteten sogar für sie – wie die Geschichte eines Häftlings, der Schneider war und einen Mantel für eine Frau anfertigte, die im Rathaus arbeitete; und diese Frau ging sogar ins Lager, um sich von dem Häftling für diesen Mantel vermessen zu lassen. Diese Geschichte wird von der Frau selbst in einem Audio erzählt.

Im großen Raum der Geschichte kann man erfahren:
Was geschah mit den Überlebenden? Was geschah mit den Tätern? Und wie ging das Dorf Bisingen mit dem Vermächtnis um, ein Konzentrationslager gehabt zu haben?
Der Raum zeigt eine lange Zeitachse, die 1945 beginnt und in der Gegenwart endet. Entsprechend den Themen in den vorherigen Räumen werden die Gruppen der Häftlinge, Täter und Zuschauer dargestellt und die Phasen und Wendepunkte des Gedenkens in Deutschland und in Bisingen markiert. Drei Schichten in einem geschwungenen Band erzählen dem Besucher, was mit Häftlingen wie Otto Gunsberger, wie Isak Wasserstein, dem Lagerleiter, geschah – wie die Erfahrung des Konzentrationslagers für ihr weiteres Leben entscheidend war und bis heute ein wichtiger Aspekt der Identität Bisingens ist.

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